Warum dieser Film

Mit bewegten Bildern hat Hermann Hesse zeitlebens gehadert. Er ließ sich selbst nur ein einziges mal, und dies nur für ein paar Momente, filmen. Zudem legte er testamentarisch fest, dass seine Werke nicht verfilmt werden dürfen. Die Kulturwelt ist entsprechend arm an cineastischen Produkten über Hesse. Auchbiographische Filmdokus über den Dichter, die Interessierte im Handel kaufen können, sind absolute Raritäten. Ein Umstand, den ich immer sehr bedauert habe. Da reifte in mir – als Journalist und Hesse-Fan – der Entschluss, einen eigenen Film über meinen Lieblingsdichter zu machen.

Ich nahm Kontakt mit dem Hesse-Enkel Silver Hesse auf, welcher mich freundlicherweise zu einer Privatführung in das frisch sanierte Hesse-Haus in Gaienhofen einlud. Es war ein wunderschöner Frühsommertag, Frau Eberwein, die Eigentümerin bewirtete uns mit Kaffee und Kuchen in ihrem Zaubergarten und hieß uns willkommen in dem liebevoll wiederhergestellten Anwesen. Wir saßen im lichtdurchfluteten Garten und versetzten uns in die frühe Lebens-und Schaffensperiode Hesses, und es war mir ein wenig, als ob ich träumte. An diesem Platz oberhalb des Bodensees wähnte ich mich zuweilen im Paradies.

Wieder daheim im Allgäu, beschäftigte ich mich intensiv mit der Frühzeitdes Dichters. Ich fand, dass die Bodenseeperiode zu den wichtigsten und spannendsten Kreativphasen im Leben Hesses gehört. Die Idee war geboren, diese Zeit am Bodensee filmisch zu rekonstruieren. Jene Zeit, die Eva Eberwein der Welt durch die detailgetreue Restaurierung von Haus und Garten wieder lebendig und erfahrbar gemacht hat.
Das Haus nimmt den Besucher quasi bei der Hand und lädt ihn ein auf eine Entdeckungstour zu sich selbst, zu Ahnungen, Gerüchen, Geräuschen, Gefühlen. Ich ließ diesen Platz auf mich wirken, befragte Hesse-Kenner und  fühlte mich in die Empfindungs- und Geisteswelt des Dichters in jenen Jahren zu Anfang des 20. Jahrhunderts ein, als der Stern Hesses aufzugehen begann. Heute, hundert Jahre nach dem Auszug Hesses aus Gaienhofen, hat sich ein  Kreis geschlossen. Das Hesse-Haus vermittelt wieder sein ursprüngliches Flair, und dieser archaische Platz übt wieder seinen Zauber aus wie eh und je. Von alldem handelt dieser Film.

Seerose Filmproduktion

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